Rückblick: Doppelveranstaltung „Mehr als nur größer – Die Kunst des Bioprozess-Scale-ups“
In der Doppelveranstaltung mit dem Thema „Mehr als nur größer – Die Kunst des Bioprozess-Scale-ups“ wurde das Thema Skalierung umfassend betrachtet.
Erste Veranstaltung: Learning Lounge - Impulse zu unterschiedlichen Wegen und Strategien
Den Auftakt bildete die Learning Lounge, in der Prof. Dr.-Ing. Alexander Grünberger (KIT) und Prof. Dr.-Ing. Michael Zavrel (TUM) in einem Tandemvortrag unterschiedliche Wege und Strategien des Bioprozess-Scale-ups beleuchteten. Im Mittelpunkt standen die technischen, wirtschaftlichen und organisatorischen Herausforderungen, die mit der Überführung von Labor- oder Pilotprozessen in den industriellen Maßstab verbunden sind. Anhand zahlreicher Praxisbeispiele wurde deutlich, dass es nicht den einen richtigen Weg der Skalierung gibt, sondern vielfältige Herangehensweisen, die je nach Prozess, Produkt und Zielmarkt variieren. Die Learning Lounge bot den Teilnehmenden so einen wertvollen Überblick über bewährte Methoden, Erfolgsfaktoren und neue Trends in der biobasierten Produktion.
Zweite Veranstaltung: Meet & Match Workshop - Austausch und Ideenschmiede
Im Anschluss folgte der Meet & Match Workshop, der den aktiven Austausch und die gemeinsame Weiterentwicklung von Projektideen in den Mittelpunkt stellte. Moderiert wurde die Veranstaltung von Dr. Lucas Baumgart (Provadis Hochschule). Zu Beginn erhielten die Teilnehmenden die Möglichkeit, eigene Ideen und Vorhaben in kurzen Pitches zu präsentieren. Diese Gelegenheit nutzte unter anderem das Start-up Dahlia Biotech, das einen neuartigen Prozess zur Herstellung biobasierter organischer Säuren entwickelt hat, bei dem der Downstream-Prozess deutlich vereinfacht ist. Die Teilnehmenden tauschten sich intensiv zur vorgestellten Projektidee aus und diskutierten über Kooperationsinteressen, Vernetzungsmöglichkeiten sowie Ideen zur Weiterentwicklung des Projekts.
Der Austausch diente als Ausgangspunkt, um gemeinsam den Blick auf die generellen Herausforderungen und Hemmnisse der Teilnehmenden beim Scale-Up zu lenken. Nach der Aufstellung der größten Hürden wurden Good Practices gesammelt, mit denen sich diese Probleme in der Praxis erfolgreich angehen lassen.
Zentrale Ergebnisse der Diskussionen
Im Laufe des Workshops kristallisierten sich mehrere zentrale Erkenntnisse heraus, die den Erfolg von Bioprozess-Skalierungen entscheidend beeinflussen:
Technische Voraussetzungen für erfolgreiche Skalierung
Die räumliche Nähe von Labor-, Pilot- und Produktionsanlagen erleichtert das Troubleshooting und reduziert Entwicklungszeiten.
Ein tiefes Verständnis des Prozesses und seiner Grenzen ist Voraussetzung, um Skalierungsrisiken frühzeitig zu erkennen.
Logistikfragen spielen eine große Rolle: Innerbetrieblicher Transport ist zu bevorzugen, um Aufwand und Gefahrgutregularien zu vermeiden.
Wirtschaftliche und organisatorische Rahmenbedingungen
Oft besteht ein „Henne-Ei-Problem“ – ist der Markt für das skalierte Produkt schon vorhanden oder muss er erst durch die Skalierung entstehen?
Bioprozesse werden erst ab einer bestimmten Größe wirtschaftlich tragfähig (Economy of Scales)
Die „Bankability“ eines Prozesses beeinflusst die Finanzierung: Je etablierter der Prozess, desto leichter gelingt die Kapitalbeschaffung.
Lösungsansätze und Zukunftsperspektiven
Venture-Plattformen können Anreize für Anlagenbetreiber schaffen, indem die Nutzung zunächst vergünstigt angeboten und bei Erfolg eine Beteiligung ermöglicht wird.
Künstliche Intelligenz könnte künftig Regelungstechnik, Automatisierung und Mustererkennung unterstützen, etwa in Form einer digitalen Checkliste zur Planung von Scale-up-Schritten.
Fazit und Ausblick
Die Doppelveranstaltung zeigte eindrucksvoll, wie wichtig der gezielte Austausch zwischen Wissenschaft, Start-ups und Industrieakteuren für den Erfolg von Scale-up-Prozessen ist. Während die Learning Lounge den fachlichen Rahmen und praxisnahe Einblicke bot, ermöglichte der Meet & Match Workshop konkrete Vernetzung und gemeinsame Weiterentwicklung von Ideen.
Die Diskussionen verdeutlichten, dass der Scale-Up von Bioprozessen weit mehr als eine technische Vergrößerung ist. Es erfordert strategisches Denken, interdisziplinäre Zusammenarbeit und auch einen Funken Mut, um neue Ansätze auf den Weg zu bringen. TransBIB wird diesen Dialog weiter fördern und zukünftige Formate nutzen, um den Wissenstransfer und die Entstehung neuer Kooperationen in diesem zentralen Feld der Bioökonomie voranzutreiben.